Aphasie
Als Aphasie bezeichnet man eine erworbene Störung der Sprache nach vollzogenem Spracherwerb aufgrund einer Hirnschädigung. Es treten Störungen in den vier großen Bereichen Sprachverstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben auf.
Trotz ihrer Sprachstörung können die Patienten logisch denken und haben ihre Lebenserfahrung und beruflichen Kenntnisse nicht vergessen. Ihr Wissen über die Eigenschaften und den Gebrauch von Gegenständen besteht weiterhin. Bei Aphasikern ist die Sprache gestört, aber das Denken und die Prinzipien der Kommunikation sind erhalten.
Der Aphasiker ist kein Kind!
Das bedeutet auch, dass Vokabeln lernen (wie in der Schule) keinen Erfolg bringt!
Der Aphasiker hat großen psychischen Druck!
Seine Krankheit ist ihm meist nicht anzusehen, das erschwert oft die Akzeptanz bei Mitmenschen und hemmt den Patienten noch zusätzlich.
Folgende Symptome können zusammen, einzeln oder in verschiedenen Kombinationen auftreten:
Sprachverständnisstörung
Das Verstehen ist gestört. Das Wort oder der Satz wird zwar gehört, aber die Bedeutung kann nicht erschlossen werden.
Störungen im Bereich der Sprachproduktion
Es bedarf großer Anstrengung überhaupt ein Wort herauszubringen.
ODER:
Die Sätze sprudeln nur so, doch ein Sinn ist aus dem Gesagten meist nicht zu erkennen.
Störung des Lesens (Alexie) / Störung des Schreibens (Agraphie)
Es können beim Lesen und Schreiben verschiedene Probleme auftreten:
1. Es kann gar nicht gelesen/geschrieben werden.
2. Es kommt zur sinnlose Aneinanderreihung von Buchstaben.
3. Buchstabenverwechslungen
4. Es werden andere Wörter geschrieben, als eigentlich gewollt.
Häufig kommen folgende Symptome hinzu:
einseitige Lähmungen im Gesicht, Arm und Bein (Hemiparese) |
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Sehstörungen (Hemianopsie) |
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Gedächtnis- sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen |
Unterschieden werden folgende Hauptformen:
Globale Aphasie:
Schwerste Form; die Patienten können oft nur Silben oder wenige Wörter produzieren; das Sprachverständnis sowie Lesen und Schreiben sind stark betroffen.
Broca-Aphasie:
Sprechen ist deutlich erschwert. Meist nur Verwendung von Hauptwörtern; häufig kommt es zum Vertauschen von Lauten. Die Patienten sprechen meist nur im Telegrammstil (Sätze ohne grammatische Regeln). Das Sprachverständnis ist leichter gestört.
Wernicke-Aphasie:
Meist ist der Sprachfluss erhalten oder sogar überschießend (Loggorhoe), doch der Inhalt ist ohne konkrete Aussagen. Das Sprachverständnis ist stark eingeschränkt. Lesen und Schreiben kann unterschiedlich betroffen sein. Die sprachlichen Probleme werden oft vom Patienten selbst nicht wahrgenommen.
Amnestische Aphasie:
Die Wortfindungsstörungen stehen hier im Vordergrund. Eine Unterhaltung ist ansonsten gut möglich. Das Sprachverständnis ist ebenfalls relativ gut.
Logopädische Behandlung
Eingangs werden mit Hilfe eines Tests die einzelnen Beeinträchtigungen und ihre Schweregrade ermittelt. Resultierend aus diesem Ergebnis können speziell auf die Störungen des Patienten abgestimmte Therapieinhalte geplant werden.
Ziel der Therapie ist die Verbesserung bzw. Anbahnung einer Kommunikation, oftmals mit allen zur Verfügung stehenden sprachlichen bzw. nichtsprachlichen Mitteln.
Hier ein Überblick über die mögliche Inhalte der logopädischen Therapie:
Verbesserung des Sprachverständnisses (Aktivierung des Wortverständnisses) |
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Reaktivieren von Sprachäußerungen/Lautäußerungen |
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Verbesserung sprachlicher Fähigkeiten durch Arbeiten in den Bereichen Phonologie (Lautsystem), Morphologie/Syntax (Grammatik), Lexikon/Semantik (Wortschatz und Wortbedeutung) und Pragmatik (Umgang mit der Sprache) |
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Kompensatorischer Einsatz nonverbaler Kommunikationsmittel (Gestik, Mimik, Körperhaltung oder mittels Schriftsprache) |
Angehörigenberatung
In der Regel erfolgt die logopädische Behandlung nach ärztlicher Verordnung. Falls Sie Fragen zu diesem Thema haben, schreiben Sie oder rufen Sie uns einfach an 0361- 6534345.